Wer unter länger andauernden oder unerklärlichen Schmerzen leidet, sucht in aller Regel zunächst einen Arzt auf. Vielleicht ist es zunächst der Hausarzt, wenn der keine ursächliche Erkrankung feststellen kann, folgen Fachärzte, Labor- und Geräteuntersuchungen.
Bringen all diese – zweifellos als erster Schritt sinnvollen – Untersuchungen keinen Befund zum Vorschein, der eine Erklärung für die Schmerzen sein kann, beginnt häufig ein langer Leidensweg für die Patienten. Von Arzttermin zu Arzttermin steigt der Frust, keine Ursache und folglich auch keine klare Medikation zur Linderung der Schmerzen zu haben.
Das Leben ist beeinträchtigt, das Wort „psychosomatisch“ taucht am Horizont auf, für manch einen gleichbedeutend mit „eingebildet“.
Das sind die Schmerzen aber keineswegs! Vielmehr sind sie ein Warnsignal des Körpers, mit dem er auf eine Dysbalance im Leben, eine unverarbeitete traumatische Erfahrung oder eine belastende Lebenssituation aufmerksam macht, nach Aufmerksamkeit förmlich schreit.
Man spricht hier auch von „bio-psycho-sozialem Schmerz“, einer Kombination von biologischer Veranlagung, psychologischen Stressfaktoren und sozialen Einflüssen. Körper und Seele als Einheit sind immer ein dynamisches Konglomerat verschiedenster Faktoren, weswegen auch jeder Mensch ganz individuell auf seine Lebensumstände reagiert.
In diesem Fall ist es sehr wertvoll, einmal ganzheitlich auf die Gesamtsituation des oder der Betroffenen zu blicken. Genau hinzuschauen, wo die Schmerzen sind, wie sie sich anfühlen (z.B. pochend, drückend, stechend), wann sie angefangen haben, unter welchen Umständen sie sich verstärken usw. Auch Fragen danach, wie der oder die Betroffene allgemein mit negativen Erlebnissen, Krankheiten oder anderen Belastungen umgeht sind dabei hilfreich. Das Kennenlernen und wohlwollende Annehmen des eigenen Körpers und seiner Reaktionen ist ebenso bedeutend wie das Betrachten und Hinterfragen des Umfeldes und der persönlichen Beziehungen.
Wer also trotz umfassender ärztlicher Abklärung unter unklaren belastenden Schmerzen leidet, kann über die Sorge für sich selbst einen guten Weg zu einem schmerz – und tablettenfreien Leben finden.
Dr. Dominique Schwarz, Heidelberg