Es ist eine der Fähigkeiten, die uns Menschen besonders schwerfallen: das Loslassen.
Dabei spielt es nicht einmal eine besondere Rolle, ob es sich um liebgewordene Dinge oder Gewohnheiten etc. handelt oder um etwas, das uns im Grunde schadet und belastet.
Der Mensch ist ein Gewohnheitstier.
Und sehr vielen von uns machen Wandel und Veränderung schlichtweg Angst. Wir verbleiben lieber im Bekannten, Vetrauten als uns in ein neues Abenteuer zu wagen. Das Unbekannte könnte ja schwierig sein, vielleicht neue Gefühle in uns wecken, sich schlechter anfühlen als das Bekannte.
Doch Loslassen ist eine der Hauptaufgaben, die sich uns im Laufe unseres Lebens stellen. Immer wieder müssen wir Abschied nehmen, etwas beenden, Neues beginnen. Jeden Tag müssen wir uns vom vorherigen verabschieden, jede Lebensstufe bringt Veränderungen mit sich, jeder Mensch, jedes Ding, den oder das wir in unser Leben lassen, bedeutet Veränderung.
Doch unsere Sehnsucht nach Geborgenheit und Sicherheit ist groß. Der Glaube daran, an Bewährtem unbedingt festhalten zu müssen, auch wenn es sich längst nicht mehr bewährt, ist sehr mächtig.
Es könnte ja sein, dass ich dieses oder jenes noch einmal brauche und dann werde ich es bitter bereuen, mich davon getrennt zu haben!
Solche Gedanken hindern uns daran, mit Klarheit eine Tür zu schließen und damit das Öffnen einer anderen zuzulassen. Denn solange wir an den Dingen oder Personen festhalten, von denen wir im Grunde genommen wissen, dass sie längst nicht mehr zu uns passen, verwehren wir uns dem Neuen.
Wir sollten also immer mal wieder Inventur machen in unserem Leben und uns fragen: Wen oder was brauche ich eigentlich wirklich, wer oder was erfüllt mich mit Mehrwert, mit Freude, bereichert mich? Und wer oder was zieht mir nur noch Energie?
Dann sollten wir den Mut haben, uns zu trennen. Und wenn da noch ein Gefühl ist wie Zweifel oder Wehmut, dann darf das auch da sein und ein letztes Mal unsere Verbindung zu dem Verlassenen herstellen, bevor wir es mit ihm ziehen lassen wie eine düstere Wolke.
Dr. Dominique Schwarz, Heidelberg