Bei psychischen Problemen gleich welcher Art kommen wir immer wieder an den Punkt, wo es darum geht, die eigenen Bedürfnisse zu erkennen und anzuerkennen. Egal ob wir mit Ängsten zu kämpfen haben oder mit Depressionen, mit Antriebsschwäche oder der Schwierigkeit, im Geflecht der Möglichkeiten den richtigen Weg zu erkennen. Letztendlich geht es immer wieder darum, zu erkennen, was wir selbst wirklich brauchen.
Und das ist mitunter nicht gleichbedeutend mit dem, was wir wollen oder zu wollen glauben!
Den eigenen Bedürfnissen auf die Spur zu kommen ist ein ebenso herausforderndes wie lohnendes Unterfangen. Von Kindheit an müssen wir lernen, das, was wir tatsächlich brauchen mit dem, was andere von uns wollen, in Einklang zu bringen. Als erwachsener Mensch leben wir dann schließlich mit einer Fülle an Bedürfnissen, die nur teilweise unsere ureigenen sind und die uns auch gar nicht alle wirklich gut tun.
Es ist vergleichbar mit unseren Essgewohnheiten: Was der Mensch zum Leben braucht ist eine schmackhafte, gesunde und ausgewogene Ernährung. Wonach wir nicht selten streben sind hingegen ungesunde Fette, Zucker oder Rauschmittel wie Alkohol.
Sind wir nun an einem Punkt angelangt, wo wir merken, dass uns unsere Gewohnheiten nicht bekömmlich sind, wir körperliche oder seelische Probleme haben, die uns belasten, müssen wir damit beginnen, etwas zu verändern.
Bei den Essgewohnheiten wäre das etwa mehr Obst und Gemüse und dafür weniger Fett und Zucker. Bei den emotionalen Gewohnheiten ist das nicht ganz so einfach und vor allem nicht so allgemeingültig zu beantworten. Hier gilt es zunächst einmal zu lernen, ganz behutsam und achtsam in sich hineinzufühlen. Sich zu erinnern: Was hat mir früher Freude gemacht, womit habe ich mich als Kind besonders wohl gefühlt, wann bin ich im Hier und Jetzt zufrieden?
Gehe ich einmal die Woche ins Fitnessstudio weil es mich erfüllt oder weil ich denke, ich müsste etwas für meine Figur tun? Und wenn ja, warum genau möchte ich das oder für wen? Aus welcher Zeit kommen diese Ansprüche an ein perfektes Äußeres und was machen sie mit meinem Gefühl für mich selbst? Und ist der Studiobesuch nur ein weiterer Termin, der mich ablenkt von dem, was ich eigentlich brauche?
Manchmal werden wir überrascht sein, wie stark wir von außen beeinflusst wurden und noch immer werden und wie wenig wir mitunter über uns selbst wissen. Jeder Schritt zu unserem Inneren ist ein Schritt weg von belastenden Gefühlen und Gedanken und mit jedem Schritt, mit dem wir uns an uns selbst annähern, werden wir uns wohler fühlen mit uns selbst.
Dr. Dominique Schwarz, Heidelberg