Die Schulferien sind vorbei, der Herbst steht vor der Tür und für viele bedeutet das, nach dem Urlaub wieder in den Alltag finden zu müssen.
Dem Sommerurlaub wird oft sehr viel Bedeutung beigemessen: Auf ihn wird hingearbeitet, die Tage werden gezählt, man freut sich darauf, endlich die langersehnte und hart verdiente Entspannung zu finden. Und dann soll alles perfekt sein, die Seele soll baumeln, die Familie beisammen sein und am Ende sollen alle tiefenentspannt auf glückliche Tage am Meer, am See oder im Gebirge zurückblicken.
Die Realität sieht allerdings nicht selten ganz anders aus.
Es kann schon damit anfangen, dass man falsche, unterschiedliche oder gar keine Vorstellungen vom Verlauf einer Reise hat. Da man meistens nicht alleine verreist, muss man sich gut überlegen, wie alle Beteiligten auf ihre Kosten kommen, ohne dass man selbst auf der Strecke bleibt. Wenn mehrere Personen ihre erhöhten – und womöglich sehr unterschiedlichen – Vorstellungen haben, was sie im Urlaub gerne erleben möchten, sind Konflikte vorprogrammiert.
Manchmal stellt man auch nach ein paar Tagen fest, dass man sich statt der erhofften Leichtigkeit nach wie vor unter Druck fühlt – auch der Zwang zur Entspannung kann zum Stress werden. Gerade Menschen, die im Alltag permanent von einer Tätigkeit zur anderen hetzen, fällt es schwer, in den Ferien quasi auf Knopfdruck auf ein komplett anderes Programm umzuschalten.
Doch auch wenn all das funktioniert und man im Urlaub Zeit und Ruhe für sich findet, kann es bei gestressten Menschen passieren, dass genau diese ungewohnte Ruhe Dinge aus der Tiefe der Seele hochkommen lässt, die belastend sind. Vielen ist das Phänomen bekannt, genau dann krank zu werden, wenn man Urlaub hat und der Körper zur Ruhe kommt. Genau das kann auch mit der Psyche passieren: Sie nimmt sich den temporären Mangel an Ablenkung zum Anlass laut zu schreien, damit sie endlich gehört wird. Das kann sich in innerer Unruhe, Antriebslosigkeit, übertriebener Müdigkeit bis hin zu Angstgefühlen oder Panikattacken äußern.
Es ist deshalb nicht allzu verwunderlich, dass gerade nach dem Jahresurlaub viele Menschen feststellen, dass sie ebenso gestresst sind wie vorher. Dass es keine Erholung gab und wenn, dann nur so geringfügig, dass nach einem einzigen Arbeitstag alles wieder beim Alten ist.
Urlaub ist keine Therapie.
Wenn Sie das Gefühl haben, im Hamsterrad zu laufen, am Ende ihrer Kräfte, all ihr Sehnen nur auf diesen einen Urlaub richten, wenn sie glauben, nach den Ferien wird ihr Leben ein besseres sein, dann sollten Sie darüber nachdenken, was sie im Alltag verändern können, damit der Urlaub auch wirklich wieder ein solcher werden kann. Denn das Leben spielt sich im Hier und Jetzt ab und zwei Wochen im Jahr können niemals retten, was die restlichen fünfzig Wochen erduldet, unterdrückt und ver-lebt wird.
Dr. Dominique Schwarz, Heidelberg