Viele Menschen glauben, durch die Hinwendung zu einem Symptom wie Traurigkeit oder Verzweiflung, Wut oder Angst oder auch einem körperlichen Schmerz wird das Symptom nur noch größer. Sie haben beispielsweise Angst davor, in eine tiefe Depression zu verfallen, wenn sie dem Gefühl der Trauer nachgeben. Oder dass ein innerer Schmerz sich verstärkt, wenn man zu sehr in ihn hineinspürt. Oder gar, dass Probleme erst dann entstehen, wenn man sich mit ihnen beschäftigt. Solche Menschen neigen dazu, Ablenkung als eine gute Option zu betrachten, sie zwingen sich in extremer Selbstkontrolle dazu, unangenehme Gefühle gar nicht erst aufkommen zu lassen und falls das nicht funktioniert ist die einzig probate Lösung ein Medikament.
Tatsächlich ist es aber so, dass negative Erscheinungen wie z.B. Panik oder Schmerzen ohne klare organische Ursache uns in der Regel irgendetwas sagen wollen. Sehr oft sind sie bereits die Folge eines länger überhörten seelischen Bedürfnisses. Sie sind also ganz hilfreiche Warnsignale unseres Selbst. Und was passiert, wenn man ein Warnsignal einfach übersieht oder krampfhaft davon wegschaut? Genau! Der Zug kommt von der anderen Seite und überrollt uns.
Wir sollten also einmal probieren den Mut und auch die Selbstliebe aufzubringen, uns unseren Schmerzen – welcher Art auch immer – zuzuwenden, hinzuschauen und hinzuhören. Nur so kann ein als negativ empfundenes Symptom uns sagen, was es braucht – was wir brauchen.
Denn auch wenn wir das manchmal nicht wahrhaben wollen: Schmerz und unangenehme Gefühle gehören zu unserem Leben genauso wie Freude und Glückseligkeit, und wie Yin und Yang haben beide Seiten dieselbe Daseinsberechtigung. Wenn sich also in Ihrem Leben Probleme zeigen, dürfen Sie hinschauen anstatt sie zu verdrängen. Wenn Tränen kommen, lassen Sie sie fließen, wenn Sie Wut verspüren, lassen Sie sie raus, wenn ein Schmerz sich zeigt, spüren Sie nach und fragen sich, was Sie jetzt für sich Gutes tun können. Eine solche Hinwendung zum Negativen ermöglicht uns ein neues, achtsameres Verhältnis zu uns selbst und kann zu einem positiven und vor allem angstfreieren Leben verhelfen.