Solche und ähnliche Headlines finden sich heutzutage überall. Werbetechnisch sind sie vermutlich ziemlich effektiv, denn viele von Burnout betroffene Menschen wollen vor allem eins: schnell wieder funktionstüchtig sein.
Ich persönlich kann auf die Frage, wie schnell jemand wieder wie leistungsfähig sein wird, keine allgemeingültige Antwort geben. Ich hatte schon Burnout-Patienten, die waren nach vier oder fünf Sitzungen im Abstand von jeweils drei-vier Wochen auf einem guten Weg und haben meine Hilfe nicht mehr gebraucht. Bei anderen tauchen tieferliegende Probleme auf, die einer längeren Unterstützung bedürfen. Und gerade bei der Diagnose Burnout ist häufig die Entschleunigung der Königsweg zum Wiederfinden der inneren Stärke und eben nicht die Schnelligkeit.
Kennen Sie den Versuch mit dem Huhn, das immer wieder gegen einen kurzen Zaun rennt, weil exakt dahinter sein Futter lockt? Dabei müsste es nur mal ein Stück vom Futter weg nach rechts oder links um den Zaun herum gehen, und es wäre ganz schnell am Ziel. So ähnlich verhält es sich auch oft beim Burnout.
Meine KlientInnen reagieren nicht selten ungläubig, wenn ich Ihnen z. B. vorschlage, einmal pro Woche ein Stündchen spazieren zu gehen (oder wahlweise einer anderen wohltuenden Beschäftigung nachzugehen). „Dann habe ich ja noch weniger Zeit!“, entgegnen sie dann. „Das kann ich unmöglich einrichten!“ Und wenn sie es dann doch versuchen merken sie, wieviel Kraft ihnen diese regelmäßig anders verwendete Zeit gibt und wieviel leichter plötzlich die anderen Arbeiten des Tages von der Hand gehen.
Das ist jetzt freilich vereinfacht dargestellt – natürlich reicht es nicht, einfach eine Stunde spazieren zu gehen, um sein Leben wieder in Ordnung zu bringen, wenn es erstmal richtig durcheinander ist. Aber es verdeutlicht, wie auch wir Menschen manchmal mit dem Kopf immer wieder an denselben Zaun rennen. Alles soll schnell gehen und am besten nicht viel kosten – weder Geld noch Aufmerksamkeit oder Anstrengung. Aber unsere Psyche führt uns manchmal an einen Ort, wo wir weder allein noch schnell wieder herauskommen.
Selbstverständlich braucht nicht jeder monatelange Therapie, um nach einem Burnout wieder auf die Beine zu kommen. Auch ich arbeite mit modernen, integrativen Methoden, u.a. nach der Methode der systemischen Kurzzeittherapie, die effizient sind und oft nicht sehr lange dauern. Aber der Prozess eines Burnouts entsteht nicht innerhalb von zwei Wochen und es kann auch nicht das Ziel sein, in zwei Wochen wieder genauso weiterzumachen wie vorher.
Wer einen Burnout hat, will und sollte in seinem Leben etwas ändern und eine Wiederherstellung unseres seelischen Gleichgewichts sollte nicht gehandhabt werden wie ein berufliches Projekt, unter das schnellstmöglich ein Haken gemacht werden kann. Sie haben nur einmal Zeit zu leben und die vergeht von allein – nutzen Sie sie und lernen Sie in der Alltagshektik auch die Lust und die Freude an der Langsamkeit. Letztendlich werden Sie dabei gewinnen!