Wenn es um das Thema Liebe und Beziehung geht, steht sie ganz oben auf der Werteliste: Die Ehrlichkeit.
Keiner wünscht sich vom eigenen Partner belogen zu werden – Vertrauen ist eines der wichtigsten Dinge im zwischenmenschlichen Miteinander.
Doch was ist überhaupt Ehrlichkeit, wo fängt sie an und kann zuviel davon vielleicht auch manchmal schaden?
Ehrlichkeit ist ein Synonym von Aufrichtigkeit, Geradlinigkeit oder Anständigkeit. Wieviel Ehrlichkeit man braucht oder verträgt definiert natürlich jeder erstmal für sich selbst und das muss dann innerhalb der Partnerschaft miteinander austariert werden.
Solange beide eine ähnliche Vorstellung davon haben, ist alles gut. Doch wenn eine/r es sehr genau nimmt mit der Wahrheit und der/die andere den Begriff etwas dehnbarer auslegt, kann es schwierig werden. Auch der kulturelle Hintergrund kann dabei eine Rolle spielen – so gibt es Kulturen, in denen die Menschen sehr direkt und ehrlich miteinander umgehen und solche, die negative Dinge eher verschleiern.
Tatsächlich gehen wir davon aus, dass so ziemlich jeder Mensch mehrfach am Tag zur (Not-) Lüge greift. Das kann wichtig sein, um Verletzungen zu vermeiden. Manchmal dient es auch nur zur Verhinderung von Konflikten.
Manche Menschen erwarten in einer Partnerschaft immer und unbedingte Ehrlichkeit nach dem Motto „Betrug beginnt im Kopf!“. Andere halten es eher nach dem Spruch „Was ich nicht weiß, macht mich nicht heiß.“
Wichtig ist vor allem, dass ein gesundes Maß zwischen Ehrlichkeit und Flunkerei nicht überschritten wird. In keine Richtung. So wollen wir von unserem Partner nicht unbedingt direkt hören, dass er die neue Kollegin ganz attraktiv findet. Wir würden es aber durchaus wissen wollen, wenn er sich in einem Maß zu ihr hingezogen fühlt, das unsere Beziehung gefährden könnte.
Wo die Wahrheit aufhört und die Lüge anfängt ist also gar nicht immer so leicht zu entscheiden und oft ist das, was wir letztendlich sagen (oder auch nicht) eine Bauchentscheidung, die manchmal innerhalb von Sekunden getroffen werden muss.
Grundsätzlich sollte Ehrlichkeit natürlich das Fundament einer jeden Beziehung sein, wenn es um entscheidende Dinge geht. Doch wir dürfen sie nicht zum allumfassenden Credo machen, das würde sie überfordern.
Es ist daher immer ratsam sich über die Konsequenzen des Gesagten Gedanken zu machen, bevor wir unseren Partner mit ungefilterten (Un-) Ehrlichkeiten konfrontieren.
Und bei aller Aufrichtigkeit kann manchmal auch eine ehrlich gemeinte Unehrlichkeit die anständigere Wahl sein.
Mit aufrichtigen Grüßen,
Dr. Dominique Schwarz, Heidelberg