Diese Frage stellen sich viele Menschen, deren Partner/in sie mit dem Vorschlag konfrontiert, eine Paartherapie zu machen.
Es ist nicht ungewöhnlich, dass erstmal nur einer von zwei in einer Beziehungskrise steckenden Menschen auf die Idee kommt, sich Hilfe von außen zu suchen. Wir sind alle Individuen mit individuellen Empfindungen und nicht jeder ist gleichermaßen offen dafür, sich für Dinge, die man doch eigentlich miteinander klären können sollte, mit einer dritten Person zu besprechen. Man zweifelt daran, dass das etwas ändern könnte, schließlich wurde alles bereits hundertmal gesagt. Manchmal ist auch die Sorge da, die Therapeutin könnte sich auf die Seite des Partners stellen und man würde wieder nur Vorwürfe hören. Vielen fällt es auch einfach schwer Gefühle zu verbalisieren. Nicht im Privaten und schon gar nicht gegenüber einer Außenstehenden.
All das kann ein Unbehagen verursachen, welches ein Paar am Ende daran hindert den entscheidenden Schritt zu machen.
Ist diese jedoch einmal gemacht, so kann bereits im Laufe der ersten Sitzung auf neutralem Boden ein Vertrauensverhältnis entstehen, bei dem beide Partner mindestens zwei sehr wertvolle Erfahrungen machen können:
- Meine eigenen Sorgen und Gefühle werden Ernst genommen, mein Partner muss mir zuhören und es ist jemand da, der dabei hilft, dass er mich versteht.
- Ich nehme die Sorgen und Gefühle meines Partners/meiner Partnerin wahr und ich kann ihn/sie endlich von einer neuen Perspektive sehen und verstehen.
Der wesentliche Unterschied zu den endlosen Gesprächen, Diskussionen und Streits ist dabei: Es ist jemand da, der die gewohnten Muster durchbricht, den immer gleichen Kreislauf aus Bedürfnissen, Vorwürfen, erprobten Gefühlsäußerungen und Verteidigungen sortiert und neu ordnet. Der neue Fragen ins Spiel bringt und neue Erkenntnisse provoziert. Der jeden der Partner gleichermaßen dabei unterstützt, sich äußern zu können, aber auch zuzuhören.
Es ist ein bisschen vergleichbar mit zwei Menschen aus verschiedenen Kulturen, die völlig unterschiedliche Sprachen sprechen. Sie haben sich mit den Jahren aufeinander eingestellt, gelernt zu verstehen, was der andere in etwa meint und damit umzugehen, auch wenn man es nicht immer so ganz versteht. Und plötzlich ist da eine Dolmetscherin. Eine Person, die beide Sprachen versteht, sich auf jede einlässt und dafür sorgt, dass sie auch für die andere Person verstehbar wird.
Dabei können Missverständnisse aufgeklärt und die Liebe wieder neu entdeckt werden. Manchmal stellt sich auch heraus, dass alles Verständnis nichts nützt und man besser getrennte Wege gehen sollte. Dann kann die Paartherapie dabei helfen, eine möglichst faire Trennung zu schaffen, in der keiner der Partner sich übergangen oder übervorteilt fühlt.
In jedem Fall ist es jedoch wertvoll diese Möglichkeit auszuprobieren, bevor man sich trennt oder die Beziehung dauerhaft durch Streitereien und gegenseitiges Unverständnis verdunkelt. Meist helfen schon wenige Sitzungen, um eine dauerhafte Lösung zu erreichen.